Kürzungen in der Oberstufe und andere Ideen

Bericht und  Einschätzung

Liebe Leser, im Kultusministerium scheinen Entscheidungen getroffen zu werden, die nicht nachvollziehbar sind. Wenn die Informationen stimmen, sprechen wir auch von Täuschung und verantwortungslosem Handeln.

Was ist geschehen?

Das Land Hessen hat eine durchschnittliche Lehrerversorgung von 105 % versprochen. Den Gymnasien sind 104% zugesagt worden. In einer Pressemitteilung des Hessischen Philologenverbands ist zu lesen, dass diese Zuweisungen jetzt durch Tricks rückgängig gemacht werden.

Weiter ist in dem Bericht zu lesen: „Offenbar – und erklärtermaßen! – sollen Inklusion und Ganztagsschulen nunmehr zu Lasten der Gymnasien und der Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe bezahlt werden.“ Alle Oberstufen sind betroffen. Entweder wird es durch die Kürzungen weniger Kurse geben oder die Kurse werden von mehr Schülern besucht. Wenn diese Angaben stimmen, dann werden hier unterschiedliche Elterngruppen gegeneinander ausgespielt. Es gibt zur Inklusion verschiedene Meinungen. Auch einige Eltern mit behinderten Kinder betrachten die Entwicklung grundsätzlich kritisch. Ungeachtet der unterschiedlichen Meinungen sollen – so der politische Wille – behinderte Kinder in Regelschulen unterrichtet werden. Wer das will, muss die Voraussetzungen nicht nur in finanzieller Hinsicht schaffen. Wenn überhaupt, funktioniert Inklusion  nur mit ausreichenden Mitteln und einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz.

Inklusion kann und darf nicht durch Kürzungen im Bildungsbereich finanziert werden. Wer jetzt Kürzungen in der Oberstufe vornimmt und die dort eingesparten Mittel für die Inklusion verwendet, riskiert einen Aufstand. Auch darf durch die Inklusion das Gymnasium nicht in Frage gestellt werden.

Der sogenannte Bildungsgipfel muss auch erwähnt werden. Herr Minister Lorz findet einen Vorschlag der Schülervertretung gut. Hier wird vorgeschlagen, dass Hauptschulen und Realschulen zusammengelegt werden. Die Schüler sollen bis zur 6. Klasse gemeinschaftlich lernen. Erst dann soll differenziert werden. Gymnasien sollen ein Bestandsrecht von mindestens 10 Jahren haben. Der Minister will den Schulfrieden durch eine neue Schulform – die wir schon in Form der Mittelschule und IGS haben – erlangen.

Ein Vorschlag nach Wiesbaden. Wir haben in Hessen Gymnasien, kooperative Gesamtschulen und integrative Gesamtschulen. Hauptschulen und Realschulen gibt es kaum noch. Diese Schulformen würde vollkommen ausreichen, um die Bedürfnisse der hessischen Schüler zu befriedigen. Ständige Schulformdebatten bringen uns nicht weiter Die Schule braucht ausreichend Lehrer und vernünftige Rahmenbediengungen. Dann können die Schulen in den Wettbewerb treten und nach und nach der Nachfrage angepasst werden.

Das Infragestellen und Erfinden von Schulformen bringt uns nicht weiter. Entweder wird mehr Geld in die Hand genommen oder der Reformeifer sollte gezügelt werden. Die Schulen werden durch immer mehr Anforderungen überlastet, auch durch Schüler, die die für sie falsche Schulform besuchen.

Die Landesregierung möchte mehr Ganztagsschulen. In einer Pressemitteilung steht „Mit dem ‚Pakt für den Nachmittag‘ sollen innerhalb von fünf Jahren an allen Grundschulen, die dies wünschen, gemeinsame Ganztagsangebote von Land und Kommunen eingerichtet werden.“

Wer im übrigen glaubt, dass Ganztagsschulen zwangsläufig bessere Schulen sind, möge sich mit der letzten Pisa-Studie – hier der Blick auf Schweden – beschäftigen. Dazu, hier einige Informationen. Skandinavischen Länder gelten als vorbildlich in der Entwicklung von Ganztagsschulen

Kürzungen der Mittel und Reformen, das funktioniert nicht. Das dilettantische Agieren in Wiesbaden wird auch für unsere Kinder Folgen haben.

 

Karl-Wilhelm Heselmann